Die negativen Folgen von Wandfeuchte und Schimmel sind sehr vielschichtig:

  • schlechtes Raumklima
  • giftige Sporen von Pilzen
  • kühlere Wände
  • höherer Heizbedarf durch Verdunstungskälte und reduzierter Wärmedämmung
  • unangenehmer Geruch
  • günstige Bedingungen für Insekten, Bakterien und Milben
  • Zerstörung der Bausubstanz (Aktivieren von Salzen, Korrosion, Frost, Pilze), aber auch der Möbel, Kleidung u. a.

Was sind die Ursachen für Feuchteprobleme mit Schimmelbefall?

In den üblichen Gerichtsprozessen streiten sich über diese Probleme nicht nur Mieter und Vermieter, Bauherr und Baufirma bzw. Architekt, sondern auch Bausachverständige, Bauphysiker sowie Juristen. Auf konstruktive Baumängel wie ein undichtes Dach oder fehlende Sperrschichten als Ursache für Feuchteprobleme soll hier nicht eingegangen werden. 

Auf der einen Seite sucht man die Ursache im Fehlverhalten der Hausbewohner, wobei hierbei die häufigsten Vorwürfe lauten: 

  • es wird zu wenig oder falsch gelüftet 
  • es wird zu wenig geheizt 
  • der Abstand von Möbeln zu den Außenwänden ist zu gering 
  • der Feuchtigkeitsanfall durch Kochen, Waschen (ohne Dunstabzug) oder infolge vieler Pflanzen ist zu hoch 

Auf der anderen Seite erklärt man sich das Phänomen bauphysikalisch und findet als häufigste Ursachen: 

  • schlechte Wärmedämmwerte (Taupunkt zu weit innen) 
  • Wärmebrücken (z. B. auskragender Balkon) 
  • fehlende oder fehlerhafte Dampfsperre/-bremse 
  • Undichtigkeiten (Risse, Fugen u. a.) 
  • mangelnde Diffusionsfähigkeit 
  • Verwendung nicht hygroskopischer Baustoffe (und Möbel) 
  • zu dichte Fenster

Zur Problemlösung schlagen Fachleute in der Regel folgende Maßnahme vor: 

  • mehr Wärmedämmung der Außenwände 
  • Einbau von Dampfsperren 
  • kontrollierte, also mechanisch betriebene Be- und Entlüftung 
  • verändertes Nutzerverhalten der Bewohner 

Baubiologen fordern eine naturgemäße Lösung dieser Probleme auf Basis der Eigenschaften natürlicher Baustoffe sowie bauphysikalischer Gesetzmäßigkeiten. In baubiologisch und bauphysikalisch richtig ausgeführten Neubauten bzw. sanierten Altbauten gibt es unter normalen Wohnbedingungen keine Probleme mit Kondenswasserbildung.

Wenn natürliche, diffusionsfähige und hygroskopische Baustoffe, wie Holz, Ziegel, Lehm, Kalkmörtel usw. verwendet werden, wird Feuchtigkeit von den Baustoffen aufgenommen und kapillar weiter geleitet (Pufferwirkung). Diese wichtige bauphysikalische Eigenschaft wird durch Dampfsperren, dichte Anstriche, Holzwerkstoffplatten mit hohem Leimanteil (z. B. OSB-Platten, Spanplatten), Kunstharzputze oder synthetische Wärmedämmstoffe unterbunden oder zumindest stark eingeschränkt. 

Wie soll ein feuchtes Haus mit Schimmelbefall saniert werden? 

Wichtig ist, zunächst die Ursachen der Feuchtigkeit zu ermitteln. Nicht jedes Haus lässt sich mit vertretbarem Aufwand baubiologisch perfekt sanieren. Aber fast immer kann die Wohnqualität spürbar verbessert werden. 

Grundsätzlich ist die Feuchtigkeit der Außenwände an der Oberfläche und in Wandmitte zu prüfen (Bau- und Holzfeuchtemessgeräte stehen dafür zur Verfügung). Wenn diese zu feucht sind, müssen evtl. innen und/oder außen wenig dampfdurchlässige Materialien wie z. B. Kunstharzputze, Dispersionsfarben, kunststoffbasierte Dämmstoffe, kleberhaltige Holzwerkstoffplatten, Tapeten usw. entfernt werden. 

Feucht eingebaute Materialien wie z. B. Putze, Beton oder Estrich sollten zunächst ausreichend austrocknen, bevor mit diffusionsfähigen Materialien weitergearbeitet wird oder bevor eine Außendämmung angebracht wird.

Feuchtemessgerät

Abb. 08: Bau- und Holzfeuchtemessgerät | Quelle: protimeter.com

Baubio-logisch 👍

Häufig wird eine professionelle Feuchte- und Schimmelsanierung zu aufwändig bzw. zu teuer sein. In diesen Fällen empfiehlt es sich, in mehreren Schritten vorzugehen. Nur wenn man mit dem jeweilig vorherigen Schritt keinen dauerhaften Erfolg hat, vollzieht man den nächsten Schritt. Häufig aber führt auch nur eine Kombination mehrerer Schritte zum gewünschten Erfolg: 

  1. Schimmel nach Begutachtung durch hierfür qualifizierte Fachleute (z. B. Baubiologische Messtechniker IBN) fachgerecht beseitigen lassen (Vorsicht: Sporen können hochgiftig sein!) - vgl. Kurs 13 Schadstoffe und Schimmelpilze
  2. Bewohnerverhalten ändern: Lüftung, Heizung, Feuchtigkeitsquellen reduzieren 
  3. Luftfeuchtigkeit laufend mit Hygrometer kontrollieren 
  4. Sanierungsmaßnahmen ergreifen: konstruktive und/oder bauphysikalische Mängel beseitigen, ggf. Wärmedämmung außen - vgl. Kurs 07 Baustoffkunde und Bauphysik
  5. Einbau selbstregulierender Zuluftelemente in die Fenster und/oder Einbau einer kontrollierten Lüftungsanlage 
  6. Evtl. Einbau einer Fußleisten-, Linien- oder Wandheizung - vgl. Kurs 08 Heizung und Lüftung

Hygrometer

Abb. 09: Digitaler Hygrometer zum Messen der relativen Luftfeuchtigkeit | Quelle: TFA Dostmann GmbH

Wasserdampfgehalt

Abb. 10: Max. Wasserdampfgehalt der Luft in Abhängigkeit zur Temperatur und relativen Luftfeuchtigkeit

Anmerkung zu Abb. 10: Je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen (0 °C = 5 g/m³, 20 °C = 18 g/m³). Beim Aufheizen kalter Außenluft wird Feuchtigkeit aus Baustoffen und Möbel aufgenommen. Je kälter und trockener die Außenluft ist, desto kürzer können die Lüftungszeiten sein. Ideal ist es, öfter am Tag bei völlig geöffneten Fenstern (und Türen!) querzulüften. Kellerlüftung im Sommer dagegen ist meist kontraproduktiv (warme Außenluft kühlt sich ab, dabei fällt Feuchtigkeit aus). 

Nachts sollte im Schlafzimmer mindestens ein Fenster gekippt sein oder es sollte eine geeignete Lüftungsanlage vorhanden sein. Mit der warmen, verbrauchten und feuchten Luft aus dem Wohnzimmer oder gar aus der Küche oder dem Bad sollte ein kühles Schlafzimmer, dessen Hüllflächen (Außenwände, Dach...) nicht heutigem Dämmstandard entsprechen, nicht aufgewärmt werden, um Kondenswasserbildung an kalten Oberflächen zu vermeiden. Dies auch wegen der Betten/Matratzen, welche die Feuchtigkeit aufnehmen und dann zur Brutstätte für Milben, Schimmel, Bakterien usw. werden können. 

In der Küche sowie im Bad – insbesondere in Bädern ohne Fenster – sollte in jedem Fall ein Dunstabzug vorgesehen werden. Schränke sollten etwa 5 - 10 cm von Außenwänden weg gerückt und große Bilder an Außenwänden vermieden werden. 

Die sozialen Wohnungsbauten der Nachkriegszeit und zahlreiche andere vor allem in den 50er bis 80er Jahren entstandene Gebäude werden seit den 90er Jahren saniert. In der Folge bilden sich in vielen Wohnungen Feuchteschäden und Schimmel. Warum? 

  • Einzelöfen werden durch Zentralheizungen ersetzt. Damit fehlt der Kaminsog, der in den Räumen Unterdruck erzeugt, so dass kältere Außenluft durch Undichtigkeiten nach innen gesaugt wird. 
  • Undichte Fenster werden entfernt und dichte Fenster eingebaut. 
  • Wärmeschutzglas ersetzt Einfach- oder Verbundglas. Dadurch verlagert sich der Taupunkt vom Fensterglas (beschlagene Scheiben, Eisblumen) auf Fensterlaibungen, Raumecken u. a. 
  • Einbau von neuen Bädern, in denen häufiger geduscht/gebadet wird und somit mehr Feuchtigkeit entsteht. 
  • Einbau von Innendämmung. Dadurch verlagert sich der Taupunkt weiter nach innen und Tauwasser fällt aus (vgl. Kurs 07 Baustoffkunde und Bauphysik). 

Alle diese Maßnahmen haben zu erheblichen Problemen geführt, die oft nach wenigen Jahren eine zweite Sanierung erforderlich machen: Beseitigung der entstandenen Schäden und Anbringung einer Außendämmung.